Sie lässt uns nur die Dinge hören und sehen, die mit unseren Gedanken und Lebensweisen übereinstimmen. Wenn wir selektiv wahrnehmen, können wir meist nicht hören was unser Gegenüber wirklich sagt. Wir formulieren bereits unsere Antwort, die für uns stimmig ist und lassen nichts anderes gelten. Dadurch bleiben wir auch in unserer Sicherheitszone.
Warum schreibe ich das?
Weil ich mich selbst immer wieder in dieser Selektiven Wahrnehmung befinde und dies nun auch sehen kann (manchmal zumindest). Begonnen zu sehen habe ich dies als meine Mutter wegen einer gesundheitlichen Komplikation ins Krankenhaus musste, und ich nichts, was Ärzte sagten, gelten lassen konnte. Ich hatte auf alles eine Antwort, für alles eine GEGEN-teilige Meinung, und damit meine ich nicht, dass Aussagen von dritten nicht in der Tiefe auf ihre Richtigkeit untersucht werden sollten und auch nicht, dass es zahlreiche alternative Sichtweisen und auch Behandlungsmethoden gibt.
Damit möchte ich nur zum Ausdruck bringen, dass mein innerer Schmerz beim Anhören dieser Ärzte oder beim Anhören meiner Mutter so groß wurde, dass ich sofort nach meiner „richtigen“ Antwort suchte und einfach alles schlichtweg dementierte, wegdrückte, um in meiner Komfortzone zu bleiben.
Hast du das auch schon mal erlebt? Für mich fühlte sich das nicht gut an, vor allem nachdem ich bemerkte, was ich da mache.
Zwischen zwei Menschen ist keine Wahrheit, nur Wahrnehmung
Lars Credo, Business Trainer, Coach und Autor
Mehr Gedanken dazu
Durch diese Selbsterkenntnis begab ich mich auf die Suche und stolperte immer wieder über die Buddhistische Aussage: Anhaften und Ablehnen kreieren Leiden.
Anhaften im Sinne von „das Gute immer wieder wiederholen zu wollen, Dinge, mir auf eine Weise, die für mich stimmig ist, zurecht denken“ und das, was mir nicht guttut, schlichtweg abzulehnen, und zwar so vehement, dass es schon fast schmerzhaft war.
Das Resultat für mich war völlige Ratlosigkeit, Hilflosigkeit. Auch das war kein erstrebenswertes Gefühl für mich. Was soll ich machen? Mir wieder eine weitere selektive Wahrnehmung zulegen, oder mich immer dann, wenn diese Gefühle kommen einfach hinsetzen, hinein fühlen, alles zulassen?
Ich entschloss mich für das Hinsetzen und Zulassen und wenn ich die Hölle beschreiben müsste, war es dies sicherlich am Anfang für mich. Gefühle (Vergangenheit und Zukunft) die kaum auszuhalten waren prasselten nur so über mich herein, weil ich es zugelassen habe, und ich bin einfach gesessen und habe sie zugelassen. Nicht dementiert, nicht schöngeredet, nicht weggedrückt. Manchmal habe ich mich sogar stündlich hingesetzt, und tue das auch jetzt noch, und diese Gefühle geschehen lasse.
Gelernt habe ich dadurch, zu sehen, was zu sehen ist, zu hören, was zu hören ist und zu fühlen was zu fühlen ist. Auch habe ich entdeckt, dass ich gar nichts tun muss, nichts und niemanden verändern muss, worauf sich in mir ein Wohlgefühl, eine entspannte Einheit, eingestellt hat. Ich konnte und kann täglich rausfinden, was mir wirklich wichtig ist, und wo ich einen positiven Beitrag leisten kann, ohne jemanden gefallen zu müssen, ohne jemanden verändern zu müssen oder etwas kopieren zu müssen.
Die Frage, die ich mir immer wieder stelle, um fokussiert zu bleiben ist „Wer bin ich wirklich?“ (dazu eine kurze Erklärung im Video vom Meister der Selbsterkenntnis Sri Ramana Maharshi)
Das Leben ist aufregend und schön, genieß es und werde dir deiner Verhaltensmuster so oft wie möglich bewusst, und vor allem schaue, höre und fühle.
Practice, practice, practice – and everything will come
Pattabhi Jois, 1915 – 2009, Indischer Yogalehrer
Alles Liebe dir & Namaste
Deine Karin